Der Fahrtenschreiber / DTCO und das Autohaus Borgmann, Krefeld
Der nervige Fahrtenschreiber
Nun hatte ich mich schon seit Kauf meines (ehemaligen-Baustellenfahrzeug-) Crafter um die Möglichkeit einer Entfernung dieses Geräts bemüht (nimmt nur Platz weg, den ich anderweitig nutzen kann und die Uhrzeit von Radio und Kombiinstrument lässt sich nur über den DTCO – und nur 1 Minute pro Woche – ändern), aber die Resonanz der Befragten war immer so ziemlich die gleiche:
Einfach ausbauen geht nicht, weil:
- Kombiinstrument zählt keine Kilometer mehr,
- Motorsteuergerät erkennt eine Manipulation und schickt den Motor in den (max. 80 km/h) Notlauf.
So fahre ich auf Empfehlung zu Detlef Grün (1a autohaus, Ennepetal), seines Zeichens Kfz-Elektriker Meister, Bosch Experte, seit 2020 im Vorstand des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe ZDK und Vizepräsident im Landesverband NRW. Er schließt seinen Tester an, schüttelt dann mit dem Kopf und erklärt sichtlich mitfühlend:
- “…da komme ich nicht rein – das ist VW”
- Dummy einbauen (sehr teuer) oder
- “mit dem Ding leben”.
Seine Arbeitszeit hat er mir netter Weise nicht berechnet und winkt ab: “Das gehört für mich zum Dienst am Kunden.” Vorbildlich.
Thema erst mal ad acta gelegt.
Die Batterie schwächelt?
Vor zwei Wochen will ich den Crafter aus seinem Versteck bewegen. Der Stand nun schon einige Wochen in der Garage und der Anlasser tat sich etwas schwer. Nach einem kurzen Check war die Batterie merklich entladen und ich fragte mich natürlich warum. Batterie defekt? Licht im Laderaum angelassen? Nö, auch nicht. CTEK Ladegerät angeschlossen und am nächsten Tag wieder alles gut.
Im Armaturenbrett strahlt mir im üblichen orange der VDO DTCO (sprich: Fahrtenschreiber) entgegen.
Das ist erst mal nichts neues, aber nach ein wenig Recherche stellt sich heraus, dass dieser Bewohner sich gerne nachhaltig und völlig eigennützig an der Batterie bedient – auch bei ruhendem Fahrzeug.
Eine Lösung in Sicht
Also, Thema erneut aufgegriffen und als neues Mitglied des “Forums für Camping-Selbstausbauer” auch dort recherchiert. Ta-Dahhhhh!
Hier haben zwei Kollegen das Thema über einen Besuch beim VW-Nutzfahrzeug Standort gelöst – zuletzt über das Autohaus Borgmann in Krefeld. Anruf genügt und ich erhalte einen (Warte-) Termin, der knapp 2 Wochen in der Zukunft liegt.
Vorort
Am Dienstag war es dann soweit, Anreise von etwas über 70 km – ich parke meinen Crafter vor der Schranke und begebe mich ins Büro. Der Meister empfängt mich, weist mir den Weg zum Audi Showroom, wo man mich auch mit einem Heißgetränk versorgen würde. Der Crafter verschwindet an mir vorbei in der Werkstatthalle.
Ich begebe mich durch den Haupteingang in den Audi Showroom, wo neben der gängigen A3/A4 Ware auch PS-hochprozentiges für 6-stellige Beträge zu haben ist.
Meine Berufskrankheit ;-): Die Dame am Empfang registriert mich (Augenkontakt), so auch der Herr am Service-Annahmeplatz (der sich gerade über einen nicht-funktionierenden Werkstattauftragausdruck am Telefon und auch beim Kollegen beschwert). Beide nehmen aber keinen Kontakt zu mir auf, sondern lassen mich vorüberziehen und in der Sesselgruppe einfach Platz nehmen. Auch der nächste Mitarbeiter holt sich seinen Kaffee nur wenige Meter entfernt, begutachtet mich, aber Fragen stellt er auch keine. Der Aftersales-Coach im Ruhestand schweigt.
Keine 15 Minuten später erscheint der Meister und erkundigt sich bezüglich der von mir erwähnten Probleme mit der Schaltung.
Wir blenden kurz zurück: Die Crafter Schaltung fühlt sich am Knauf und im Feedback des Schaltgestänges so an, als ob hier die Synchros ein Problem haben. Weiter fühlt sich der Antriebsstrang beim Schalten 2-3, 3-4 und 4-5 an, als ob die Pufferung durch die Torsionsfedern des 2-Massen-Schwungrades hinfällig geworden ist oder die Hinterachse ein übermäßiges Spiel hat. Aber, das ist immer so eine Sache mit “subjektiven” Gefühlen.
Er schlägt eine gemeinsame Testfahrt nach der Auskodierung des DTCO vor und würde sich dann melden. Klingt gut.
Die Testfahrt
Nach einer halben Stunde begebe ich mich in Richtung Werkstatt. Das Fach als Ersatz für den DTCO müsse man noch bestellen. Man sucht auch noch Klammern zum Entfernen des DTCO und so dauert es noch ein weiteres halbes Stündchen, bis der Meister mich zur Testfahrt einlädt. Der ausgebaute DTCO liegt zwischen den Sitzen und eine Lücke samt zwei heraushängenden Steckern zeugen vom vorangegangenen Mietverhältnis im Armaturenbrett.
Unterwegs ist das “Schaltgefühl” wohl “Crafter-Standard” und die Kupplung rupfe ein wenig. Sollte man künftig mal tauschen und dann auch das 2-Massen Schwungrad mit wechseln – nach 280.000 km sicher eine gute Idee. Aber keine überhöhte Dringlichkeit. Beim Ausbau des Getriebes sollte man sich nicht über ein etwas erweitertes Spiel der Eingangswelle wundern – auch das sei relativ “normal”. Schalt- und Lenkgetriebe können beim Crafter auch gelegentlich verschleißen, die Hinterachse sei da eher unauffällig. Insgesamt momentan aber alles im grünen Bereich.
Auch gerade weil man generell vom Fach ist, sollte man sich immer von einem Marken-spezifischen Experten eine zweite Meinung einholen.
Dankeschön – alle Fragen detailliert beantwortet.
Fazit
Die Fahrt geht vor der Werkstatt wieder zu Ende, der Meister wünscht eine gute Fahrt. Wie jetzt? Wo zahle ich die Rechnung? “Wir senden Ihnen das Fach mit der Rechnung dann zu – die Adresse hier stimmt?” – er zeigt auf die Adresse des Werkstattauftrags. Das ist in der heutigen Zeit doch eher ungewöhnlich: Kunde aus 70 km Entfernung, Erstbesuch und Arbeit auf Rechnung? Das Vertrauen ehrt.
Gestern sodann die Rechnung für den Ausbau des Strom-Schmarotzers: € 198 brutto. Kein Schnäppchen aber eine zielgenaue Lösung.
Dankeschön, Autohaus Borgmann.
Anmerkung:
Ist die Vorgehensweise auf den Cousin des VW Crafter I (Mercedes-Benz Sprinter W906) übertragbar?
Erst mal nein, denn die Motormanagementsysteme sind proprietär (also Hersteller-gebunden).
Wenn ihr da aber Infos habt – bitte unten in die Kommentare! Danke dafür.
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