Wohnmobil mieten? Vorsicht Falle! (Teil 1)

Vor Gericht erhält man kein Recht – man bekommt ein Urteil.Unbekannt

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Dieses bekannte Zitat erfuhr gestern nochmals eine Steigerung – nach knapp 40 Minuten Termin teilt der Vorsitzende mir mit, dass ich über meinen Anwalt bez. seiner Entscheidung informiert würde. Ergo bekommt man auch zunächst kein Urteil mehr.

Es ist Mitte April 2019 – wir arbeiten immer noch unsere Wohnmobilanmietung aus dem Mai 2018 auf.

Gestern war der entscheidende Gerichtstermin.

Aber blenden wir mal zurück.

Ende 2017 / Anfang 2018 entscheiden wir uns für einen Cornwall Urlaub.
Die Entscheidung gefällt Claudia ganz besonders, denn „…da spielt doch Rosamunde Pilcher…!“ – ihr wisst schon. Ein paar Wochen im Wohnmobil durch Südengland – klingt gut. Wir begeben uns nun über die einschlägigen Portale auf die Suche nach einem Vermieter. Emma soll mit, also Vierbeiner-zulässig muss es sein. Wir werden in der näheren Umgebung fündig und vereinbaren einen Termin. Ein Teilintegrierter mit Hubbett und angemessenem Komfort. Neu sei er – laut Vermieter. Wir erscheinen zu einer Kurzbesichtigung und überweisen danach 20% zur Reservierung, das restliche Geld eine Woche vor Übernahmetermin. Dann werden auch € 1.000 Kaution (in Bar) fällig.

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Die Abholung

Zum Abholtag sind wir vorort, das Wohnmobil ist auf der Fahrerseite eng an einem Zaun geparkt, wir bekommen die Technik erklärt. Immer wieder hebt man hervor, dass dies ein „neues“ Wohnmobil sei – dies bestätigt im ersten Eindruck die blitzblanke Spüle – auch der Abflußstopfen hat noch diese blaue Schutzfolie. Die Frau des Vermieters hat den Zustand des Fahrzeugs schon vorsorglich rundum mit „1a“ auf dem Übergabeprotokoll beschrieben – „…ist ja ein neues Fahrzeug…“. Wir gehen um das Fahrzeug herum, ich schaue auf die offensichtlichen Stellen wie Stoßstangen, Fahrzeugecken, Räder, Fenster, Leuchten – die Teile halt, die man mit ungewollten Berührungen im normalen Straßenverkehr in Verbindung bringt – alles o.k. Die Anmietung eines Fahrzeugs ist immer etwas besonderes, die Prioritäten im Kopf vernebeln manchmal auch den Blick auf das Wesentliche. Erfahrung hilft – aber ist nicht ausschlaggebend. Die Gasflaschen (verstaut auf der Fahrerseite) hatten wir ja schon bei der Erstbesichtigung gesehen und überhaupt „…ist das ja ein neues Fahrzeug…“. Zum Schluss wird der Km-Stand zu Protokoll gebracht – 1465. Ich überlege kurz – Überführung? Wird die Dose im Ausland produziert? Kommen die nicht auf dem Hänger? Testfahrten? Vorführfahrzeug? Zu dem Zeitpunkt macht der Vermieter einen vertrauenswürdigen Eindruck. Also egal – ich will eigentlich in den Urlaubsstart.

Ich übernehme das 6 Meter fünfzig Mobil und wende es zielgenau in der Einfahrt des Vermieters. Nicht unähnlich unserem damaligen 8 Meter WoMo in Kanada. Claudia arbeitet an diesem Tag – ich bemühe mich also zuhause um die Beladung unseres 14-Tage-Quartiers. Zunächst fällt auf, dass hier im doppelten Boden (dort liegt die Bedienungsanleitung) ungewöhnlich viel Sand ist. Nach dem 2. oder 3. Öffnen der Badtür bleibt der Schlossanker stecken, die Tür verriegelt also nicht mehr. Per WhatsApp melde ich mich beim Vermieter. „Typisch Bürstner,“ kommt die Anwort, „…machen alle von denen“. Also Panzerband, um das für die Reise zu flicken.

Ich suche den Fahrzeugschein und den Vertrag im Wohnmobil. Nix zu finden. Erneute WhatsApp – ja, hatte man wohl vergessen. Nun soll ich den Papierkram in Henrichenburg abholen. 15 km ein Weg. „Man hätte ja auch Jobs und nicht nur die Wohnmobilgeschichte“ Also fahre ich dort hin.

Die Reise

Wir beginnen unsere Reise in Richtung Cornwall. Holland, Belgien, Frankreich, Übernachtung, Fähre und Ankommen im Land der Falschfahrer. Nun können die nicht anders, denn deren Lenkräder sind ja auch auf der falschen Seite montiert. Man gewöhnt sich relativ schnell an das Geisterfahren – Kreisverkehre sind eine andere Geschichte.

Die Strassen in Cornwall sind eng. Oftmals muss man entweder anhalten, um den Gegenverkehr passieren zu lassen, ab und an darf man auch zurücksetzen, um die letzte Bucht zu erreichen. Alles aber machbar und kein Problem.

2 Tage später macht sich während der Fahrt ein nerviges Klappern hinter dem Fahrersitz bemerkbar. Wir prüfen unsere Beladung in den Schränken – daran liegt’s nicht. Am Abend dann soll das elektrische Hubbett heruntergefahren werden und bleibt unter lautem Ächzen bei ca. 50 cm schief hängen. Der Grund war dann auch nach einiger Recherche gefunden: Die Schrauben der Wandpaneele hinter dem Fahrersitz waren nie korrekt angezogen worden und hatten sich so weit aus der Wand gelöst, sodass der Schrank daran hängen blieb. Eine Holzleiste wurde dadurch abgerissen. Ich kann das Bett durch kräftiges Ziehen in Richtung Beifahrerseite und Betätigung des Antriebs befreien und wieder nach oben fahren. Auch nach mehrmaligen Versuchen lässt sich das Bett in keine Schlafposition zurückbringen. Erneute WhatsApp mit Bild der Hinterseite des Schranks an den Vermieter. Ja, man sei sehr enttäuscht über die Bürstner Qualität. Wir arrangieren uns mit dem Umbau der Sitzecke (gedacht für eine Person).

Wir nutzen auf den Campingplätzen die vorhandenen Duschen. Die sind geräumiger und i.d.R. auch sehr gepflegt. Wiederum 2 Tage später waren aber die Duschen des Campingplatzes teilweise aufgrund von Reparaturen nur eingeschränkt nutzbar – kein Problem, wir haben ja auch eine Dusche im WoMo. Nun, auch hier hat Bürstner „vergessen“ die vorgebohrten Paneele mit Schrauben zu versehen – es klafft eine Lücke zwischen den Paneelen, die zweifellos bei Nutzung der Dusche Wasser und Feuchtigkeit in das Gebälk dahinter getragen hätte. Wieder Meldung per WhatsApp mit Bildern. Keine Reaktion seitens des Vermieters.

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Die Fahrzeugreinigung

Am Abend vor dem Rückgabetermin befreien wir das Wohnmobil von unseren persönlichen Sachen, um uns am Morgen der Rückgabe nur noch mit dem Reinigen des Wohnmobils beschäftigen zu müssen. Die Chemietoilette haben wir seit der letzten Leerung sowieso nicht mehr genutzt und der Restwassertank war leer. Ganz im Ernst – danach (gute 90 Minuten) sah das Teil innen sauberer aus, als wir es zur Übernahme erhalten haben. Aussen waren viele Insektenreste – insbesodere natürlich an der Fahrzeugfront – das Fahrzeug sollte aber explizit nicht von uns gewaschen werden.

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Die Rückgabe

Ich fahre mit dem Wohnmobil an der Adresse des Vermieters vor. Seine Frau grüßt kurz und begibt sich zunächst in den Fahrersitz, um den km-Stand aufzunehmen. „Sie sind ja viel gefahren.“ Fast vorwurfsvoll wird das Abgelesene notiert. Die Miene hellt sich sichtbar auf, nachdem ihre eigenwillige Kalkulation zu vergütende Mehrkilometer aufweist. Ich weise sie auf ihren Rechenfehler hin. Sie korrigiert mürrisch. Nun gehen wir nach aussen. Sie verlässt das Wohnmobil durch die rechte Eingangstür und biegt recht zielstrebig weiter nach rechts ab um an der linken Seite des Fahrzeugs, Augen nach oben gerichtet, stehen zu bleiben. „Das war vorher nicht da“, meint sie mit einem Fingerzeig auf eine Linie an der Dachkante und notiert. Man wäre natürlich nicht bereit, solche Beschädigungen hinzunehmen, denn der vorangegangene Mieter hätte ja schon beabsichtigt, das Wohnmobil zu kaufen. Wie jetzt? Welcher vorangegangene Mieter? „Neu“ ist offensichtliche eine Frage der individuellen Interpretation. Wir argumentieren über die Herkunft dieser Linie. Ich mutmaße – sehe aber das hier zum ersten Mal. Der restliche Rundgang ist unauffällig. Nun wird die Klappe zu den Gasflaschen geöffnet. Sie rüttelt an den (FESTGEZURRTEN!) Flaschen und meint trocken: „Beide leer. Kostet extra.“ Ich unterstelle nun übersinnliche Fähigkeiten und suche nun nach Kameras und Guido Kanz. Ich entnehme die Flaschen, und werde die vollere mal zum Gasladen mitnehmen.
Zurück im Wohnmobil erläutere ich die Defekte, die wir während der Reise feststellen mussten. Sie nimmt diese im Rückgabeprotokoll aber so auf, als wäre noch zu klären, ob wir diese verursacht hätten und für diese dann auch verantwortlich wären. Nun tritt sie zwischen Fahrer- und Beifahrersitz auf den Teppich und erklärt: „Das ist hier weich und anscheinend kaputt. Das muss der Händler dann auch reparieren.“ Profis am Werk. Dort unter dem Teppich befindet sich beim FIAT Ducato seit Jahr und Tag die Tankgeberzugangsklappe – aus Gummi. Ich entferne Teppich und Klappe – letztere halte ich ihr unter die Nase und biege sie. „G-U-M-M-I !!!“. Die Ignoranz dieser Person ist nun nicht mehr zu überbieten – sie notiert einfach stupide weiter.
Nun soll ich diesen Blödsinn unterschreiben. Ich bestehe darauf festzuhalten, dass diese vermeintlichen Schäden Defekte sind, die wir in keiner Weise zu verantworten haben und ich das zumindest auf der Rückseite des Protokolls festgehalten und gegengezeichnet haben möchte. Das sei „ihr“ Protokoll und ich solle das nun dort quittieren. „Das reicht mir jetzt. Ich unterschreibe Ihnen hier und heute gar nichts. Die Gasflasche lasse ich auf die Füllmenge noch prüfen und bringe die dann nachher vorbei.“ Die (Rest-) Kaution bekäme man erst nach Aufrechnung der bevorstehenden Reparaturen beim Händler überwiesen.

Ich begebe mich zu einer LPG Station und lasse die Flasche prüfen. Es fehlen € 2,80 an Gas. „Das geht oft schon bei Vorführungen und Heizung vor der Anmietung drauf“, meint der Händler. Tja. Ich will mir noch diese Linien am Dach näher ansehen und packe zur Gasflasche zuhause noch Leiter und Kamera ein, bevor ich mich wieder auf den Weg zum Vermieter mache. Dort ist das WoMo aber nicht mehr. Kann dann nur schon beim Händler sein, denke ich mir und fahre weiter. Ich sollte Recht behalten. Angekommen steht das WoMo recht freigestellt auf dem Gelände in der Nähe der Werkstatt. Ich entlade die Gasflasche, Leiter und Kamera und fotografiere das WoMo im Detail. Es werden mehr als zwanzig Bilder, bevor der Vermieter und das Händlerpersonal erscheinen. Hier bemängelt nun der Vermieter weiter völlig unauffällige Markierungen an den Folien (im Nachhinein habe ich Rücksprache mit zwei weiteren Bürstner Händlern gehalten und mir bestätigen lassen, wie empfindlich diese Folien gegen jegliche Berührung sind). Die müsse man natürlich auch ersetzen. Ich entgegne nun, dass ich sicher nicht bereit bin, sein Wohnmobil auf meine Kosten zu restaurieren. „Dafür gibt es ja Anwälte“, lächelt man zurück. Der Vermieter macht später € 650 geltend.

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Der Rechtsweg

Nun geht der Stress erst richtig los. Schreiben, Anwalt, Mediationsangebot meiner Rechtsschutzversicherung wahrgenommen (hätte man auch gleich bleiben lassen können), Mahnbescheid, Klage. Wir erhalten erst nach 2 Monaten die € 350 Restkaution und ein „Angebot“ des Händlers über eine Reparatur. Ich mache hier jetzt auch – gemäß Vertragstext – die Defekte zur Minderung des Mietpreises geltend. Zum Gütetermin im Gericht erscheinen die Helden mit Ihrem Anwalt und können sich auf Nachfrage des Vorsitzenden nicht mal mehr daran erinnern, ob der Schaden nun rechts oder links war. Der Vorsitzende schlägt eine Einigung zur Zahlung von € 700 an mich vor, die Gegenseite bietet € 200. Also geht es weiter.

Gestern nun der eigentliche Termin zur Verhandlung. Ich bin jetzt kein „regelmäßiger“ Gerichtsbesucher, aber vor Gericht beschäftigt man sich mit „einem Schaden“, nicht über die Hintergründe oder Motivation. Die Motivation der Vermieter ist hier recht eindeutig. Da wird soviel wie möglich angeprangert, auf Angebot abgerechnet und das WoMo wird so weitervermietet. Eine Reparatur findet da nicht statt. Schlimmer noch, die nächsten Mieter schauen vielleicht auch nicht so genau hin und bezahlen das alles noch einmal. Eine schöne weitere Einnahmequelle.

Egal – wir erwarten jetzt die Entscheidung des Gerichts. Stay tuned!

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