Gasüberfall im Wohnmobil?

…es gibt viele Fälle von LKW-Fahrern und Wohnmobil Besitzern, die mit Gas betäubt wurden, damit Diebe sie bestehlen konnten. Ein Päarchen fand Bandklebespuren aussen an den Lüftungsöffnungen, wo der Kanister befestigt war. Einige hatten nach dem Wiedererwachen Kopfschmerzen und einen schmerzenden Rachen.YouTube

So oder ähnlich bekommt man immer wieder Postings auf YT zu lesen.
Ist da etwas dran?
Muss ich mich schützen?

Schauen wir uns das mal etwas emotionsloser und unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten an.

Das Royal College of Anaesthetists (RCoA) in Grossbritannien umfasst mehr als 22.000 Mitglieder und somit das drittgrößte, medizinische Kolleg dort. Hier wurde das Thema schon 2014 zusammengefasst:

Entgegen der zunehmenden Anzahl von Berichten über Personen die in ihren Wohnmobilen und kommerziellen LKWs in Frankreich mit Gas betäubt worden seien und der Warnung des (französischen) Aussenamtes für Tourismus, dass man sich dieser Gefahr bewusst sein soll, bleibt dieses Kolleg in seiner Bewertung bei einem Mythos.

Es ist die Bewertung dieses Kollegs, dass es nicht möglich ist, jemanden unbemerkt durch das Einblasen von Chloroform oder anderen, momentan genutzten, flüchtigen anästhetischen Stoffen durch ein Fahrzeugfenster bewusstlos zu machen, selbst wenn die Personen schliefen. Auch unter modernen Gesichtspunkten ist Äther ein äußerst scharfer Stoff, ein relativ schwaches Betäubungsmittel und hat einen höchst reizenden Effekt auf die Atemwege, der Husten verursacht und auch Erbrechen verursachen kann. Hier benötigt es – selbst bei Verabreichung über ein Tuch direkt am Gesicht – einige Zeit um eine Bewusstlosigkeit hervorzurufen und die benötigte Konzentration in Sprühform für einen Raum wäre enorm. Der Geruch würde über Tage anhalten und wäre für jeden noch am nächsten Tag wahrnehmbar. Selbst die modernen, flüchtigen Stoffe müssten per Tankladung und einem großen Kompressor administriert werden. Potente Stoffe, wie sie zuletzt von den Russen in der Moskauer Belagerung verwendet wurden, sind rar und schwer zu beschaffen. Weiter wären Drogen dieser Art viel zu teuer für den durchschnittlichen Dieb.

Weiter ist wichtig zu bedenken, dass generelle Betäubungsmittel potentiell hochgefährlich sind und deshalb in Grossbritannien nur von Ärzten verabreicht werden, die viele Jahre über weiterführende Studiengänge geschult wurden und einen Patienten während der gesamten Narkose begleiten. Unbeaufsichtigte Patienten sterben möglicherweise von einer Restriktion der Atemwege durch eine zurückfallende Zunge. In der Moskauer Belagerung starben 20 Menschen, viele davon möglicherweise von einer solchen Restriktion der Atemwege in direkter Verbindung mit dem verwendeten Stoff.

Wäre ein absolut sicheres, geruchsloses, wirkungsstarkes und billiges Betäubungsmittel für Diebe und zu diesem Zweck zugänglich, dann ist es hochwahrscheinlich, dass der Berufsstand der Ärzte davon wüsste und den Einsatz in der Narkose untersuchen würde.Royal College of Anaesthetists (RCoA), 14.07.2014

Du hast also eine größere Chance, dich mit CO oder LPG im Wohnmobil selbst zu vergiften, als dass irgendwelche böse Gestalten dein Fahrzeug mit narkotisierenden Mitteln vollpumpen. Eine funktionierende Lüftung / Frischluftzufuhr und ein Gasmelder im Fahrzeug sind dennoch eine gute Idee. Und zu üblichen Methoden der Fahrzeugsicherung mit allen marktüblichen Mitteln gibt es schon Informationen im www.

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