Wohnmobil mieten? Vorsicht Falle! (Teil 2)
Aufmerksame Leser meines Blogs haben schon den ersten Teil unserer „Odyssee“ HIER verfolgt.
Nach dem Motto „Finde den Fehler“ habe ich bei der Auswahl des Vermieters, dem Vertrag, der Abholung, während des Urlaubs, nach der Rückkehr und der Rückgabe des Fahrzeugs teilweise entscheidende Fehler gemacht. Aber – man ist ja lernfähig und Fehler können im Nachgang immer noch als schlechtes Beispiel dienen. Was ist also zu berücksichtigen?
Die Auswahl des Vermieters
Oft steuert uns unsere „soziale Ader“ auf Wege, die wir nicht betreten sollten. Wir bevorzugen den „kleinen Vermieter“, um auch diese in der bösen Welt der großen Konzerne zu unterstützen. Da ist ja auch der Service persönlicher – sagt man.
Schaue dir die Bewertungen auf den Portalen, Google und FB an. Google auch mal nach dem Namen. Sobald du gar keine Bewertungen oder mehr Bewertung mit weniger als 5 Sternen siehst oder viele „Last-Minute Angebote“ siehst – ziehe weiter. Leute, die detaillierte, schlechte Bewertungen schreiben, hatten i.d.R. ein reales Problem mit dem Vermieter. Das kann viele Gründe haben – aber erspare dir einfach den Stress. Es ist nicht dein Job das auszusortieren. Achtet auch auf Lobhudeleien und auffälige 5-Sterne Bewertungen – wenn irgend etwas zu gut aussieht um wahr zu sein, dann ist es in der Regel so.
TIP: Sucht euch ein Wohnmobil, das schon 2-3 Jahre alt ist. Wohnmobile sind voller Kinderkrankheiten, die erst durch viele Garantie-Besuche in der Werkstatt korrigiert werden. Und das kann auch schon jemand in SEINER Urlaubszeit gemacht haben.
Der Vertrag
Es gilt das geschriebene Wort – lese also JEDE Zeile.
- Wie ist die Rückgabezeit definiert? Wird bei verspäteter Rückgabe (wg. Stau oder ähnlichem) ein weiterer Tag berechnet? Verlasst euch nicht auf eine mündliche Zusage – das gehört in den Vertrag!
- Was genau wird berechnet?
- Was ist dein km-Kontingent (pro Tag, pro Reise?) Was kosten extra km?
- Rückgabe „besenrein“ oder „so wie erhalten“? Gerne werden da nochmals viele Euros einbehalten (in unserem Vertrag € 150!).
- Toilettenreinigung. Lest das ganz genau. (Bei uns und bei Nichtleerung nochmals € 150!)
- Die Kaution. Wann und wie erhälst du deine Kaution zurück? Mündliche „Details“ haben später keinen Wert – alles bitte deutlich und verständlich in Schriftform.
WICHTIG: Lasse den Vertrag ausschliesslich auf dich ODER deine Reisebegleitung ausstellen. Gerne werden solche Verträge bei Reisen zu zweit auf beide Personen ausgestellt – für den Vermieter aus gutem Grund: Im Falle eines Rechtsstreits wird dann die 2. Person nicht mehr als Zeuge gelten. Ein nicht unerhebliches Detail.
Die Abholung
Vier Dinge sind bei der Abholung unabdingbar:
- Ein Zeuge (Nachbar, Bekannter, etc. – am besten jemand mit ein wenig technischem Sachverstand)
- Eine Leiter (ja, inspiziere auch unbedingt den Zustand der Dachkanten und des Daches)
- Eine Waage (sind die Gasflaschen wirklich gefüllt?)
- Eine Kamera (du wirst viele Bilder und / oder Videos machen)
Die Abholung beinhaltet in der Regel folgende Elemente (dein Zeuge klebt an dir und hört das, was du hörst):
- Die fahrtechnische Handhabung des Wohnmobils (Schalter oder Automatik, was wird wo getankt, Licht, Wischer, etc.) wird erklärt. Prüft hier auch Räder, Reifen und den Motorölstand!
- Die Zubehör-technische Ausstattung des Wohnmobils (Gasflaschen & Sicherheitshinweise, Kühlschrank, Herd & Spüle, Bad & Dusche, TV & Sat, etc.) wird erklärt.
- Der Vermieter führt Protokoll über den Zustand des Wohnmobils vor der Übergabe an dich. Etwaige Schäden sollten bis ins Detail haargenau festgehalten werden (mache Bilder und Videos – viele – und lasse diese Schäden auch von deinem Zeugen in Augenschein nehmen).
Das Protokoll beinhaltet den IST-Zustand des Wohnmobils und wird beidseitig mit km-Stand datiert und unterzeichnet. Das Datum alleine kann im Streitfall unzureichend sein – bitte trage die Uhrzeit der Übernahme mit ein. Du erhälst eine (identische) Kopie dieses Protokolls. Vergleiche Original und Kopie nochmals, falls nicht mit einem Durchschlag oder parallel mit zwei inhaltlich identischen Protokollen gearbeitet wurde.
Ist hier alles erledigt, dann verlässt du mit deinem Zeugen den Vermieter in deinem Mietmobil mit
- dem Fahrzeugschein (HU noch gültig?)
- der korrekt ausgefüllten Vertragskopie
- Handbüchern zum Fahrzeug und allem technischen Zubehör (falls man nochmals nachlesen muss, wie etwas funktioniert oder falls man einen Defekt hat)
- und einem Haufen Bilder / Videos zum Zustand des Wohnmobils
- und einem Lächeln in Vorfreude auf einen tollen Urlaub!
Während des Urlaubs
Wohnmobile sind komplexe, technische Gebilde und neigen dazu, ihre Nutzer auch mal vor kleinere oder größere Probleme zu stellen. Diese Probleme haben i.d.R. folgende Ursachen:
- Fehlbedienung – ja, tatsächlich sind eine falsche Bedienung von Fahrzeug und Zubehör die häufigste Problemursache.
Also nicht das HB-Männchen spielen, sondern durchatmen und das Handbuch nochmals in Ruhe lesen. Du bist doch im Urlaub! - Verschleiss – ist das WoMo etwas „erfahrener“, dann kann mal etwas aufgrund des Alters oder der kontinuierlichen Nutzung kaputt gehen.
- Herstellung – gerade in der heutigen Zeit werden Wohnmobile „mit der heißen Nadel“ gestrickt. Die Nachfrage ist so hoch, dass die Qualität der „Neuware“ viel zu wünschen übrig lässt. Ja, hier gilt tatsächlich: Früher war es besser.
TIP: Ich nehme immer eine wirklich kleine Grundausrüstung in Sachen Werkzeug mit. Dazu gehören:
- Panzerband
- Kabelbinder
- Spanngummis mit Haken
- 1/4 Zoll Ratschenkasten
- Seitenschneider, Kombi- & Spitzzange
- Kreuz- & Schlitzschraubendreher
Hast du dir meinen Tip unter „Die Auswahl des Vermieters“ zu Herzen genommen, dann sind die Chancen eines Ausfalls in deinem Urlaub schon mal minimiert.
Passiert dennoch das unerwartete oder undenkbare Malheur, dann gilt zur eventuellen Sicherung späterer Ansprüche:
- Ziehe Zeugen hinzu – je mehr, je besser. Tausche Kontaktdaten mit den Zeugen aus, falls du sie später kontaktieren musst.
- Fotografiere / filme das Problem im Detail.
- Informiere den Vermieter unverzüglich – da sind eMail oder WhatsApp gute Wege, weil später nachvollziehbar. Telefonate, wenn Zeugen anwesend sind.
Wenn du dich an diese Regeln hältst, dann hast du im Streitfall sehr gute Karten.
Am Ende des Urlaubs
Der Urlaub ist vorbei, die Alltag hat dich leider wieder.
Im Vertrag war deine Verantwortung gegenüber Wohnmobil und Vermieter klar abgesteckt. Nun ist erst einmal (all deine Sachen) ausräumen und sauber machen angesagt. Bad, Dusche, Böden, Küchenbereich – also alles was du in Benutzung hattest. In der Regel so sauber wie abgeholt. Die Vorbereitung auf die Rückgabe beinhaltet dann noch:
- Chemietoilettentank leeren, ausspülen. Hier drohen oft saftige „Nachberechnungen“ bei Nichtbefolgung der vertraglichen Regelung.
- Wasser- und grauen Tank ggbf. leeren (s. Vertrag)
- Fahrzeug betanken (s. Vertrag)
- Gasflasche(n) befüllen. Sogar teilweise entleerte Flaschen können an entsprechenden Stationen für einen Bruchteil der Vermieterberechnung wieder befüllt werden – teilweise ist das Gas einer Flasche im Mietpreis enthalten (s. Vertrag).
- Aussenwäsche (i.d.R. macht das der Vermieter – s. Vertrag).
Alles erledigt? Also zurück zum Vermieter.
Die Fahrzeugrückgabe
Wie bei der Abholung, sind hier einige Dinge wichtig:
- Ein Zeuge (Nachbar, Bekannter, etc. – am besten jemand mit ein wenig technischem Sachverstand)
- Ggbf. eine Waage (falls du die Flasche(n) befüllt hast und du willst den Füllstand nachweisen)
- Eine Kamera (du wirst möglicherweise wieder viele Bilder und / oder Videos machen müssen)
Die Rückgabe beinhaltet in der Regel folgende Elemente (dein Zeuge klebt an dir und hört das, was du hörst):
- Der Vermieter führt Protokoll über den jetzigen Zustand des Wohnmobils und vergleicht diesen mit dem Zustand bei Abholung. Etwaige Beanstandungen und Schäden sollten bis ins Detail haargenau festgehalten werden (mache Bilder und Videos – viele – und lasse diese Schäden auch von deinem Zeugen in Augenschein nehmen).
- Die von dir gefahrenen km werden aufgrund von Übernahme und Rückgabe ermittelt. Rechne das durchaus nochmal nach – insbesondere dann, wenn der Vermieter „extra km“ in Rechnung stellen will.
Das Protokoll beinhaltet auch hier den IST-Zustand des Wohnmobils und wird beidseitig mit km-Stand datiert und unterzeichnet. Das Datum alleine kann im Streitfall unzureichend sein – bitte trage die Uhrzeit der Rückgabe mit ein. Du erhälst eine (identische) Kopie dieses Protokolls. Vergleiche Original und Kopie nochmals, falls nicht mit einem Durchschlag oder parallel mit zwei inhaltlich identischen Protokollen gearbeitet wurde.
WICHTIG: Wirst du hier „genötigt“, ein nicht wahrheitsgemäßes Rückgabeprotokoll zu unterzeichnen, dann verweigere deine Unterschrift. Dazu hast du jedes Recht. Denn was du unterschreibst, kann bei späteren Streitigkeiten durchaus gegen dich ausgelegt werden.
Hast du keine Schäden verursacht und dich an die vertraglichen Vereinbarungen gehalten, dann solltest du nun auch deine Kaution zurück erhalten. Falls hier der Vermieter Geld zurückbehält, lasse dir den Grund / die Gründe genauestens auf dem Rückgabeprotokoll vermerken (mit Datum und Unterschrift).
Ich habe vor der letzten Anmietung immer sehr positive Erfahrungen gemacht – und das verleitet einen dazu, alles in „Treu und Glauben“ abzuwickeln. Im Streitfall kann dies teuer und sehr stressig werden.
Ich wünsche dir und deinen eine stressfreie Erfahrung mit dem gemieteten Wohnmobil!
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